Bericht des Vilshofener Anzeigers vom 08.07.2024
Vollversammlung des Arbeitskreises Vilshofener Asylbewerber – 15 ehrenamtliche Deutschkurse – Auch Geflüchtete engagieren sich
Vilshofen. „Ihr Helferkreis ist sehr engagiert, Sie können stolz auf sich sein“: So eröffnete Andreas Trpak, Ehrenamtskoordinator des Landkreises Passau, die Vollversammlung des Arbeitskreises Vilshofener Asylbewerber, der sich seit 2012 um Geflüchtete in Vilshofen, Aidenbach und Eging am See kümmert. Mit dabei waren 4. Bürgermeisterin Silvia Ragaller und die Stadträte Else Rauch, Hansi Brandl und Karlheinz Grünbeck.
Und tatsächlich, der Tätigkeitsbericht des Vereins, der mittlerweile fast 60 aktive Flüchtlingshelfer hat, zeigt, wie aktiv Geflüchtete im Landkreis Passau unterstützt werden: Der AVA leistet die „üblichen“ ehrenamtlichen Tätigkeiten, wie Hilfen bei Behördengängen, Arztbesuchen, und Wohnungssuchen, kümmert sich um die Kleiderkammern in Aidenbach, das Café Welcome in Vilshofen und das Begegnungscafé in Aidenbach.
Hausaufgabenhilfe in Gemeinschaftsunterkunft
Besonders ist der AVA aber stolz auf seine Projekte. So ordnet Heike Dreyer in ihrem Ordner-Projekt die Unterlagen Geflüchteter, um die Kontakte mit den Behörden und das Ausfüllen von Formularen zu erleichtern. „Ich hab’ da schon neue Kandidaten für dich“, sagte Wolfram Plischke, der 2. Vorsitzende des AVA, lachend und betonte im Nachgang, wie hilfreich das Ordner-Projekt sei, auch um die anderen Helfer zu unterstützen. Besonders stolz ist der Verein in diesem Jahr auch auf die in der Flüchtlingsunterkunft Am Galgenberg seit September 2023 neu eingerichtete Hausaufgabenbetreuung. Dort lernen und basteln Vijola Hyseni, Arash Amiri und Martina Weiß mit Kindern zweimal wöchentlich im Klassenzimmer der Unterkunft. „Wir sind sehr dankbar, dass uns Frau Hager von der Abteilung Chancengerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe des Landratsamtes bei der Finanzierung der Lehrkräfte und der Abrechnung unserer Fahrtkosten unterstützt“, betont die 1. Vorsitzende Eva Felscher. So könne die Hausaufgabenhilfe langfristig angelegt werden, was den oft traumatisierten Kindern der Flüchtlingsunterkunft sehr helfe, eine Vertrauensbasis zu den vier Betreuern aufzubauen. Diese stellten sich dann auch erstmals den anwesenden Helferinnen und Helfern vor. Vijola Hyseni und Arash Amiri haben selbst einen Migrationshintergrund und sind stolz, sich für Migranten in Vilshofen einsetzen zu können.
Arash Amiri: „Ich möchte etwas zurückgeben“
„Meine Familie stammt aus Syrien, wir waren selbst Flüchtlinge. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben“, erklärt Arash Amiri und erntet dafür von den Anwesenden großen Applaus.
Der 18-Jährige hat gerade sein Abitur bestanden und weiß, wie schwer die ersten Jahre in einem fremden Land sein können. Martina Weiß studiert Grundschullehramt und kann ihre pädagogischen Erfahrungen einbringen. „Und meine Schwiegermutter Gabriele habe ich dann auch noch eingepackt“, lächelt Martina Weiß. „Sie übernimmt vor allem das Basteln mit den Kleinen.“ Auch die vielen ehrenamtlichen Deutschkurse, die der Verein mit Hilfe der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB Passau) und der lagfa Bayern (Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen) auf die Beine stellen konnte, beeindrucken die Vertreter der Stadt Vilshofen sehr.
15 Deutschkurse haben verschiedene Ehrenamtliche, darunter Dr. Martin Aicher, Helga Neukirchinger-Ritter und Gerti Keller, seit Ende 2022 auf die Beine gestellt, um Geflüchteten erste Deutschkenntnisse beizubringen. Kopfzerbrechen bereitet dem Verein aktuell die Bezahlkarte, die für Geflüchtete seit Juni im Landkreis Passau eingeführt wurde, denn neben dem bürokratischen Aufwand für die Behörden und Helfer treten nun auch praktische Probleme auf: „Die von uns zur Verfügung gestellten Notfalldarlehen, zum Beispiel für Anwaltskosten oder Kautionen, können aktuell nicht problemlos zurückgezahlt werden. Hoffen wir, dass es sich hier nur um Startprobleme handelt und der Landkreis eine unbürokratische Lösung für dieses Problem findet“, erklärt Felscher. „Denn die Rückzahlung der Notfalldarlehen liegt bisher bei nahezu 100 Prozent. Jeden Euro, den wir in Notlagen an Geflüchtete verleihen, erhalten wir zurück.“
Froh ist der Verein auch, dass nach den Corona-Jahren nun wieder mehr Ausflüge stattfinden. So gab es für die Kinder der Flüchtlingsunterkunft einen Ausflug zum Baumwipfelpfad im Bayerischen Wald und einen Besuch der Dino-Show in Vilshofen. Es ist wichtig, dass die Kinder der Gemeinschaftsunterkunft am sozialen Leben in Vilshofen teilhaben können. Deshalb hat sich der Verein auch in diesem Jahr entschieden, für bedürftige Familien Gutscheine für einen Schwimmbadbesuch auszugeben.
Dankbar sei man der Stadt Vilshofen für die Unterstützung bei der Anmietung eines Nebenraumes für das Café Welcome und die gute Zusammenarbeit mit den Ämtern, insbesondere dem Sozialamt und dem Bürgerbüro.
Helfer und Flüchtlinge lernen voneinander
Die Kassenberichte der Helferkreise Aidenbach (Klaus Engel) und Vilshofen (Axel Duwenbeck) spiegelten die sparsame Ausgabepolitik des Vereins wieder.
Die sorgfältige Prüfung der Kasse wurde im Anschluss durch die Kassenprüfer bestätigt. Nach der Entlastung des Vorstandes hielt Klaus Engel vom Aidenbacher Helferkreis ein bewegendes Abschlussplädoyer. „Nicht nur die Geflüchteten lernen von uns. Wir sind es, die von ihnen bereichert werden“, betont Engel, nachdem er bewegende und inspirierende Einzelschicksale Aidenbacher Geflüchteter, die er in seinem ehrenamtlichen Deutschkurs kennenlernen durfte, dargestellt hat.
4. Bürgermeisterin Silvia Ragaller schloss die Sitzung mit vielen Worten des Lobes und des Dankes für den AVA: „Danke, dass ihr die Integration Geflüchteter in Vilshofen unterstützt und die Stadt stets auf eure Hilfe zählen darf. Bitte macht unbedingt weiter so.“
Im Anschluss folgte noch ein reger Austausch mit dem Ortenburger Helferkreis, der mit zwei Vertreterinnen gekommen war. Schnell wurde klar: Die Herausforderungen für Flüchtlingshelfer sind überall die gleichen. Und so möchten die Helferkreise in Zukunft ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen.
−va