Bericht der PNP vom 21.09.2022
Vilshofen. Am vergangenen Sonntag blickte die Flüchtlingshilfe Vilshofen-Aidenbach-Eging (AVA e.V.) auf zehn Jahre ihres Bestehens zurück. Es war ein besonderer Abend, denn es wurden zwei Jubiläen gleichzeitig gefeiert: Das zehnjährige Bestehen des AVA e.V. und das fünfjährige des „Café Welcome“. In einer Pressemitteilung fasst der Verein die Entwicklung zusammen:
Die Gründung des AVA e.V. (Arbeitskreis für Vilshofener Asylbewerber) 2012 fand ungefähr zur selben Zeit statt wie der Bau der Gemeinschaftsunterkunft am Galgenberg 10 in Vilshofen. Dieser wurde damals engagiert geführt von Gerlinde Graf-Rauch und Gabi Biermeier. 2016 übernahm Eva Felscher den Vorsitz über den Verein, Stellvertreter wurde Wolfram Plischke, Kassier Godehard Limmer und Schriftführer Pfarrer Alexander Schlierf.
In Erinnerung blieb den Vereinsmitgliedern vor allem die große Flüchtlingswelle aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Balkan 2015/16. Alexander Schlierf gründete das „Asylcafé“ – den Vorgänger des „Café Welcome“ – und führte es viele Jahre mit Herzblut und Tatkraft, zusammen mit vielen Helfern, die auch heute noch im „Café Welcome“ mitarbeiten. Karl-Heinz Mösche reparierte Fahrräder, Berufsschullehrer Michael Zink betreute die ersten Berufsintegrations-Klassen in Vilshofen.
Heute, sieben Jahre später, sind die meisten der damals „ersten Jahrgänge“ in Brot und Arbeit, viele haben einen Abschluss geschafft und leben ein zufriedenes Leben. In der Gemeinschaftsunterkunft betreuten Inge und Winfried Bergmann zusammen mit Annette Zink Kinder: Es wurde gespielt, aber auch Hausaufgaben gemacht. Nach dem Ausscheiden von Gabi Biermeier übernahm nach einigen Wechseln in der Besetzung das heutige Dream-Team Rosemarie Mösche, Carmen Duwenbeck, Annette Zink und die Schwestern Helga und Margit Ragaller die Kleiderkammer in der Gemeinschaftsunterkunft – und der Laden läuft!
Dankbar erinnert sich der Verein an viele schöne Weihnachtsfeiern. Die Mitarbeiter der Firma Knorr Bremse verteilten dabei stets Weihnachtsgeschenke an Flüchtlingskinder aus Vilshofen.
Gefreut hat sich der AVA über die Verleihung der Ehrenamtskarten in Eging 2016, in Tittling 2019 und nun 2022 in Vilshofen. Sicherlich sind es mittlerweile an die 60 Flüchtlingshelfer des AVA, die die Ehrenamtskarte durch einen Landrat verliehen bekommen haben.
Auch die Verleihung des Niederbayerischen Integrationspreises 2016 in Landshut und der PENNY-Förderkorbpreis für Ehrenamtliche 2017 erfüllte den Verein mit Stolz. Unterstützung gab es immer durch die Stadt Vilshofen, die Caritas und die Diakonie sowie die Ehrenamtskoordinatorinnen und -koordinatoren des Landkreises sowie später durch den Markt Aidenbach, nachdem sich der Aidenbacher Helferkreis (damals noch unter Hermann Weiß) dem AVA angeschlossen hatte. Auch die Gemeinde Aldersbach ist dem AVA kürzlich beigetreten und unterstützt nun die Nachbarschaftshilfe Aidenbach-Aldersbach, zu der auch Projekte wie die Kleiderkammer und das Begegnungscafé in Aidenbach gehören.
Der Zusammenschluss der Helferkreise Vilshofen, Aidenbach und Eging 2017/18 führte zu einem sehr lebendigen und fruchtbaren Austausch der Helfer untereinander, insbesondere in diesem besonderen Jahr. In Eging hält Ulrike Lau-Hartl die Stellung als Ansprechpartnerin für den dortigen Helferkreis, in Aidenbach Hermann Kaiser als Leiter des Begegnungscafés und Simona Marshall in der Kleiderkammer. Klaus Engel unterrichtet einen ehrenamtlichen Deutschkurs in Aidenbach und steht Hermann Kaiser als Stellvertreter zur Seite.
In eben diese Zeit (2017) fällt auch die Gründung des Café Welcome unter der Leitung von Jutta Pusch und Wolfram Plischke. Nachdem Alexander Schlierf aus gesundheitlichen und privaten Gründen das Asylcafé nicht mehr weiterführen konnte, entschlossen sich die beiden, das Café Welcome in den Räumen der Siebenten-Tags-Adventisten weiterzuführen. Halo Saibold, Elisabeth Stadler, Daniel Hildebrand, Annemarie Tischler, Susanne Kovarik-Plischke, Annette Zink, Uli Lau-Hartl und Heike Dreyer sind nur einige der AVA-Mitglieder, die sich auch hier einbringen.
2017 bis 2019 stand vor allem in Zeichen von Umzügen, bei denen die Helfer mit voller Kraft bei der Sache waren, sei es bei der Suche nach Wohnungen und gebrauchten Möbeln oder das Fahren von Transportern. Wolfram Plischke, Karl-Heinz Mösche, Anne und Walter Wanninger, Carmen und Axel Duwenbeck, Michael und Annette Zink sowie Andreas Ilg verbrachten damals Stunden und Tage mit Umzugsfahrten.
Erst 2022, mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, rückte auch der Helferkreis wieder stärker in das Licht der Öffentlichkeit – obwohl er auch in der Zwischenzeit äußerst aktiv gewesen war. Das Café Welcome war jederzeit Anlaufpunkt für hilfesuchende Neubürger und interessierte Altbürger. Hier wurde gefeiert, gebacken, Formulare ausgefüllt – und Gerti Keller führte mit eiserner Disziplin ihren Alpha-Deutschkurs für die ganz Neuen oder Geflüchtete, die aus diversen Gründen keinen Integrationskurs besuchen konnten – und das tut sie bis heute.
Immer aktiv, die meisten seit 2012, sind außerdem auf vielfältigste Weise Carmen Duwenbeck und ihr Mann Axel bei der Unterstützung vieler Familien, Mona und Saada Aborashed bei der Hilfe mit Übersetzungen und bis 2018 mit dem Möbellager, Michael und Annette Zink in vielen Funktionen, Anne Wanninger und die Eheleute Bergmann im Café Welcome und bei der Einzelbetreuung diverser Familien, Birgit Stümpfl und Fateh Bagrami, die sich rührend um die afghanischen Mitbürger in Vilshofen kümmern, Ursula Bachhuber und Erika Keim bei der Betreuung einer schwerkranken Afrikanerin und deren Kinder und ab 2018 Heike Dreyer, die den Verein mit ihrem Ordnerprojekt bereicherte.
2020 starteten zwei Deutschkurse nur für Frauen, inklusive Kinderbetreuung. Ungefähr 40 Frauen waren angemeldet, dazu ca. 30 zu betreuende Kleinkinder. Ein Großprojekt, das – wie so viele andere – durch Corona zum Stillstand gezwungen wurde. 2019 stieß auch Lisa Reiß zum AVA, die sich liebevoll um einzelne Familien kümmert.
Dass man als Ehrenamtlicher auch schnell an ungewöhnliche „Ämter“ kommt, erlebten u.a. Toni Aicher und seine Frau Astrid sowie Susanne Kovarik-Plischke: Sie wurden Taufpaten für afrikanische Kinder, der Kontakt besteht bis heute.
2021 bekam Vilshofen einen Migrationsbeauftragten, Arash Haddat, und einen Migrationsbeirat, der sich unter der Führung von Arash und Werner Geiger einmal monatlich trifft. Arbeitsmigranten und Geflüchtete in Vilshofen und Umgebung sichtbar zu machen – das sollte das erklärte Ziel jeder Stadt in Zukunft sein. Der AVA hat hier durch sein engagiertes Tun in Vilshofen, Aidenbach, Eging – und mittlerweile auch Hofkirchen und teilweise sogar Ortenburg einen wichtigen Teil beigetragen.
2022 erschütterte dann die Ukraine-Krise den Helferkreis. Beim ersten Helfertreffen im März, zu dem viele neue Interessierte oder Betroffene kamen, ging es noch um theoretische Fragen – noch waren kaum ukrainische Geflüchtete eingetroffen. Doch dann ging alles ganz schnell. Die ersten Sammelunterkünfte füllten sich, viele Privatpersonen stellten ihre – teilweise voll möblierten – Wohnungen zur Verfügung. Auch wenn das Interesse an der Ukrainekrise etwas abgenommen hat, so sind doch viele neue, wertvolle Helfer geblieben, darunter Werner Polatschek, Olena Ivankoleva, Natalia und Hans Salzberger, Kostas und Viktoria Vlichinis, Klaudia und Jürgen Wittig, Nadia Enderl, Georg Papara, Iaryna Asselberg, Simon Berger, Vroni Donaubauer, Tanja Frei, Sihem Mehri und ihr Mann Abdallah Ben Rhaimen.
Oft sind es Dinge, wie die warmen Worte, der kleine Spaziergang, die Einladung zu einem Essen, die ebenso viel bewirken können, wie schnelles Helfen zwischen „Tür und Angel“.