Bericht der PNP vom 07.05.2018 von Gesine Hirtler-Rieger
Vilshofen. „Wir sind zusammengewachsen und bilden mit den Geflüchteten eine gute Gemeinschaft!“ Dieses Fazit zogen Jutta Pusch und Wolfram Plischke am Samstag zum einjährigen Bestehen des Café Welcome in der Lautensackstraße 20. Mit Hüpfburg, Essen und Trinken und fröhlichem Treiben wurde gefeiert.
Viel passiert ist in den beiden Räumen im ehemaligen Segl-Lagerhaus, die vor einem Jahr zum Ort des Cafés wurden. Jeden Mittwochnachmittag treffen sich Menschen aus arabischen und afrikanischen Ländern, um offene Fragen zu klären, sich beraten zu lassen, Kontakt zu finden und das Leben in Vilshofen besser zu verstehen. Es wird geredet und Kaffee getrunken, unterrichtet, mit den Kindern gespielt, gebastelt und viel gelacht. Rund 20 engagierte Helferinnen und Helfer kümmern sich um Menschen aus aller Welt. Und würden sich sehr freuen, wenn mehr Einheimische den Weg ins Café finden: „Es soll ja ein Ort der Begegnung sein“, sagt Plischke.
Immerhin sind es rund 350 Menschen, die das Café als Anlaufstelle nutzen. Viele Syrer haben mittlerweile die Unterkunft am Galgenberg verlassen und sich eine Wohnung in Vilshofen gesucht. Auch Geflüchtete, die in Ortenburg, Aidenbach oder Eging lebten, ziehen häufig hierher, da Vilshofen mit seinen Schulen und dem Bahnhof ein zentraler Ort ist. „Ohne unser ehrenamtliches Engagement, bei dem auch der Arbeitskreis Vilshofener Asylbewerber AVA eine wichtige Rolle spielt, hätte Vilshofen ein riesiges Problem“, stellt Plischke fest, der auch den Verein „Brücken für den Frieden“ lobte.
Ein dringender Wunsch ist es deshalb, dass die Gemeinden Vilshofen, Aidenbach und Ortenburg gemeinsam eine feste Stelle finanzieren: „Jemand, der die Ehrenamtlichen koordiniert, aber auch engen Kontakt zu den Geflüchteten hält“, sagt Plischke. Es wäre notwendig und auch ein Zeichen für die Helfer, dass sie mit ihrem tatkräftigen Einsatz nicht alleine gelassen werden, so Plischke.
Der Künstler Robert Weber ist einer, der vor Kurzem dazu stieß und nun jeden Mittwoch im Café ein kreatives Programm für die Kinder macht: „Ich wollte einfach einen Beitrag leisten“, sagt er. Unermüdlich um die Kinder bemüht ist auch Wilfried Bergmann mit seiner Frau neben vielen anderen, die im vergangenen Jahr Ausflüge in den Zoo nach Straubing und in den Zirkus organisierten, die zum Nähen anleiten, Flötenunterricht geben oder bei den Hausaufgaben helfen, während die Erwachsenen über Fragen des Wohnungsrechts oder des hiesigen Gesundheitssystems informiert werden.
Jutta Pusch jedenfalls freut sich, dass das Café, nachdem es zuvor etliche Jahre im evangelischen Gemeindehaus angesiedelt war, nun in den Räumen der Freikirche der Siebten-Tag-Adventisten stattfindet. Das soziale Engagement ist der Freikirche sehr wichtig und konnte dank des kircheneigenen Adventwohlfahrtswerks AWW sowie der Fördermittel aus dem Fond „Deutschland hilft!“ bis Herbst dieses Jahres finanziert werden. „Wir sind zuversichtlich, dass die Förderung verlängert wird, aber da kommt erst mal viel Papierkram auf uns zu“, sagt sie.
Ein Highlight des vergangenen Jahres war der Besuch des Bayerischen Rundfunks, der eine Sendung über Vilshofen aufzeichnete: „Sein Interesse war für uns ein Zeichen der Wertschätzung“, sagt Jutta Pusch.
Das Café Welcome (neben REWE) steht – außer in den Schulferien – jeden Mittwoch von 15.30 bis 18.30 Uhr allen offen, die neugierig sind, Ideen einbringen wollen, Fragen haben oder Gesellschaft suchen. „Jeder hat ein Talent“, sagt Jutta Pusch, „das der Gemeinschaft dienen kann.“